Was erwartet mich mit einem Hovawart

Es ist mir ein Anliegen, allen, die sich für einen Hovawart interessieren und mit der Rasse noch nicht so vertraut sind, an einigen unserer Erfahrungen teilhaben zu lassen. Für uns war Bastian der erste Hund, auch wenn ein Teil der Familie mit kleinen Hunden aufgewachsen ist, ist es doch etwas völlig anderes, einen Welpen selbst zu erziehen. Es gibt tolle Bücher über den Hovawart, wie zum Beispiel "der Hovawart" von Susanne Kerl. Doch das Lesen der Rassehundebücher informiert zwar ganz gut, aber letztendlich hören die Aussagen oft dann auf, wenn es interessant wird, nämlich bei möglichen Erziehungsmitteln.

 

Wer sich für einen Hund, gleich welcher Rasse entscheidet, muss sich darüber im Klaren sein, dass es eine Adoption auf Lebenszeit bedeutet.

Wie gestalte ich künftig meine Urlaube, kann ich den Hund mitnehmen? Bin ich bereit, die Einschränkungen in der Spontanität von Unternehmungen oder in der Wahl der Urlaubsorte hinzunehmen? Habe ich gegebenenfalls eine gute Stelle, wo ich den Hund unterbringen kann?

Wer geht Gassi? Glauben Sie mir, die Versprechungen von Kindern, auf jeden Fall jeden Tag mit dem neuen Familienmitglied spazieren zu gehen, haben eine recht kurze Halbwertszeit, zumal ein Hovawart auch für Kinder ein zu kräftiger Hund ist. Wenn er richtig an der Leine zieht, ist ein Kind am anderen Ende hoffnungslos verloren. Auch haben wir die Erfahrung gemacht, dass Bastian unseren jüngeren Sohn erst mit Eintritt in die Pubertät als ranghöheres Familienmitglied akzeptiert hat. Kind und Hund sollten nie ohne Aufsicht sich selbst überlassen sein.

Schaffen wir das, eine wirklich konsequente Erziehung? Klein- Hovi neigt sehr schnell dazu, einem auf dem Kopf herum zu tanzen, wenn man, weil er doch so süß ist, Dinge durchgehen lässt, die eigentlich tabu sind.


wenn wir heute an die Welpenzeit zurück denken, sehen wir einige "Blitzlichter" vor dem geistigen Auge:

sternklare Nächte, in denen wir im Schlafanzug im Garten stehen, um den Kleinen sich lösen zu lassen, kurze Spaziergänge zur Schonung der Gelenke, zerbissenen Stuhlbeine, zerkratzte Türen und Holztreppen, zahllose angekaute Schuhe- wobei die Neuen besser zu schmecken scheinen als die Alten- Welpenspielstunden in der Hundeschule, und viele Aktionen, um Bastian an die verschiedensten Dinge des Alltags zu gewöhnen.

Gedanken zur Hundeerziehung


Mit einem Hovawart als Ersthund zu starten ist ohne Zweifel eine Herausforderung.  Bastian zum Beispiel fing im Alter von ca. 9 Monaten an, bei den Spaziergängen übermütig zu werden, sprang an einem hoch, zwickte in Hosen und Jacken, was manchen schmerzhaften blauen Fleck hervorrief. Was tun?

Das oftmals beschriebene "aus der Situation herausgehen" funktionierte an dieser Stelle überhaupt nicht, denn wie, bitte schön, soll man mit einem am Ärmel hängenden Junghovi aus der Situation herausgehen? Unterwerfen, auf den Rücken legen? Das bringt zum einen nicht den erwünschten Erfolg und ist zum anderen der Beziehung Mensch-Hund nicht förderlich. Die Lösung war viel einfacher: das genaue Beobachten und Aufforderung zum Spiel, bevor Klein- Hovi auf dumme Gedanken kommt; oftmals fingen wir von uns aus das Spiel an, wenn wir eine Wiese erreichten, ließen ihn Bälle apportieren, Schneekugeln hinterherjagen, oder spielten Zerrspiele. Schon war der erste Übermut abgebaut und seine Pöbeleien ließen schnell nach.

Es ist jedem zu empfehlen, eine gute Hundeschule aufzusuchen, deren Trainer sich mit der Rasse auskennen und entsprechende Tipps geben können. Dabei sollte auf Bindung und Beziehung gebaut werden. Ein Hovawart benötigt Konsequenz und klare Regeln, die unserer Erfahrung nach hauptsächlich über Bestätigung, positive Verstärkung und Belohnung vermittelt werden können.


C- Wurf vom Zwerenberger Wald

Begegnung mit anderen Hunden ab beginnender Pubertät

 Jeder, der sich mit dem Gedanken trägt, einen Hovawart anzuschaffen, sollte sich mit diesem Thema auseinander setzen. Der Hovawart nicht unbedingt ein Hund, der sich mit allen Artgenossen versteht. Natürlich gibt es unterschiedliche Charaktere, aber nicht umsonst ist das Thema "Hundebegegnug" in nahezu jedem HZD-Seminar ein Dauerbrenner.

Vorallem Rüden untereinander demonstrieren gerne ihre Stärke, und der sehr territorial veranlagte Hovawart empfindet es unter Umständen als Zumutung, wenn ihm auf seinen Spazierwegen ein anderer Hund entgegen kommt. Das mag für Hovis in belebteren Gegenden, die von klein auf ständig Begegnungen haben, vielleicht anders ausehen, aber wir treffen oft wochenlang auf unseren Wegen keine anderen Hunde (vor allem dann nicht, wenn wir, hoch motiviert durch ein gerade beendetes Seminar, Hundebegegnung üben möchten). Den Gang in die nächste Stadt ersparen wir uns dann aber wiederum, denn auf Übungseinheiten in der Fußgängerzone sind wir auch nicht unbedingt versessen.

Das Selbstbewusstsein und die Wehrhaftigkeit des Hovawarts

Wir haben sicherlich einen sehr ursprünglichen Vertreter seiner Rasse in unsere Familie aufgenommen.

Nicht jeder Hovawart ist gleich, aber es schadet nicht zu wissen, dass dieser seine Meinung durchaus auch mal mit einem Knurren kundtun kann, wenn er zum Beispiel nicht gestört werden möchte. Reagiert man hier mit Härte und Aggression, kann sich so eine Situation auch mal hochschaukeln.

Die besten Erfahrungen bei unserer Meinung nach unangemessenem oder zu selbstbewusstem Verhalten ist, den Hund zu sich her zu rufen und eine Unterordnung einzufordern. Meist weiß der aufmuckende Vierbeiner selbst, dass er über das Ziel hinausgeschossen ist und kommt bereits beschwichtigend bei seinem Menschen an.

Bei der neu überarbeiteten Körung der HZD wird ein Hovawart gefordert, der das Eigentum seines Besitzers beschützt. Daher darf es im Umkehrschluss auch nicht verwundern, wenn er Menschen anbellt, die sich über den Besitz seiner Familie beugen, denn das Bewachen ist seine Aufgabe!

Wir nehmen sehr gerne an den angeboteten Seminaren der HZD teil, auch wenn im Alltag nicht alles 1:1 umgesetzt werden kann, bereichert der Austausch der Hovawartbesitzer untereinander. Man trifft mit der Zeit immer wieder bekannte Gesichter, und auch bei Ausstellungen haben wir schon nette Bekanntschaften gemacht und interessante Gespräche geführt.


Der Hovawart im Alltag

 Trotz oder vielleicht auch wegen all seiner Charaktereigenschaften ist für uns der Hovawart mit seiner Wachsamkeit, Gelehrigkeit, seinem Selbstbewusstsein, seiner unübertroffenene Vielfalt an Gefühlsäußerungen und seinem liebenswerten Charme ein ganz besonderer Vertreter seiner Art. Das Zusammenleben mit ihm macht einfach Spaß, er ist genauso verschmust wie wachsam, fühlt die Stimmungen der Familienmitglieder ganz genau, ist manches Mal Seelentröster und bringt einen mit seiner fortwährenden guten Laune zum Schmunzeln. Er hängt an seinem zweibeinigen Rudel und möchte immer dabei sein. Er ist treuer Gefährte und innig geliebtes Familienmitglied.